Nach den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Gründung der JDL  stand das Jahr 1974 im Zeichen der Kammenıvahlen. Die Jeunesse Démocratique war im ganzen Land auf den Listen der DP stark vertreten und hatte so auch maßgeblichen Anteil an dem guten Resultat welches von den Liberalen erzielt werden konnte. HerausragenderJDL  Kandidat war Frank Wolff der im Norden auf Anhieb in die Abgeordnetenkammer gewählt wurde!

Bei diesen Wahlen, waren erstmals die Wählerzwischen 18 und 21 Jahren zugelassen. lnteressant war auch die neue Konstellation bei den Sozialisten, wo erstmals die abgesplitterte SPD gegen die LSAP antrat.

In der Wahlkampagne legte die JDL besonderen Wen auf Programmpunkte welche die Jugend betrafen oder interessierten: Herabsetzung der zivilrechtlichen Großjährigkeit auf 18 Jahre; ein nationaler Jugendrat; ein Ombudsman; eine verstärkte Schulberatung durch einen nationalen Orientierungsdienst; eine Familienpolitik die besonders den Jüngeren die Anschaffung eines Eigenheimes erleichtern soll; und last but  not least die Liberalisierung der Abtreibung.

Die von Präsident Claude Schmit und Generalsekretär Rhett Sinner angeführte JDL hatte mit ihren Ideen Recht und half sicher der DP das  gute Wahlresultat zu erzielen. Man konnte auch mit Genugtuung feststellen, daß nach den Wahlen die CSV erstmals seit langer Zeit nicht  mehr in der Regierung vertreten war und mit der Koalition DP-LSAP ein neuer Aufbruch stattfand.

Nach der üblichen postelektoraleri Atempause fand am 14. Juli in Lipperscheid bei Diekirch der Nationalkongreß der JDL statt. Gastredner  war Gaston Thorn firschgebackener Staatsminister, welcher die am vorangegangenen 4. Juli in der Abgeordnetenkammer verlesene  Regierungserklärung erläuterte.

Es stellte sich heraus, daß mit einem Schlag ein Großteil der im liberalen Manifest verankerten politischen Forderungen der JDL der Verwirklichung näher rückten. Der Kongreß zeigte aber auch, daß die JDL trotz ihrer Freude die DP in der Regierung zu sehen, dafür sorgte nicht in einen gewissen Konformismus gegenüber der neuen Regierung zu verfallen.Es wäre dies nämlich einen Schlag gegen die kritische Distanz welche die JDL auszeichnete und ihr die bekannte Popularität beschert hatte. Neben dem politischen Teil wurden auf dem Nationalkongreß die üblichen administrativen Pflichtübungen vorgenommen.

Es waren dies die Berichte des Nationalpräsidenten Claude Schmit, des Generalsekretärs Rhett Sinner und des Nationalkassierers Henri Ernzen. Begrüßt wurden die Kongreßteilnehmer von Patrick Weber, seines  Zeichens Präsident der Kantonalsektion Diekirch. Die Wahlen in die diversen Gremien der JDL brachten keine nenneswerten Änderungen und es ging unter der Führung von Claude Schmit weiter.

Kulturelles boten die Sektionen Remich-Schwebsange mit einem gemütlich-sportlichen Programm in Remich, wo, nach Minigolf und “Petanque” ein feucht-fröhlicher Abend in einer Kellerei in Remich und  im Festsaal von Schwebsıngen verbracht wurde. Die Sektion Vianden veranstaltete am 3. August ein Picknick in der wunderschönen Gegend  der Kantonalhauptstadt. Präsident Pierrot Schammel und Sekretär Carlo Bartz begleiteten anschließend die zahlreichen Teilnehmer zu einer Besichtigung der “Centrale Electrique de l’Our” und des “Telesiège”.

Wie eine Bombe schlug in klerikalen Kreisen ein Faltblatt der JDL-Fiegion Zentrum ein. Die JDL trat in diesem Schriftstück unter anderem für die effektive Trennung von Kirche und Staat ein, was ihr ein wahrer Sturmlauf von der rechten politischen Seite einbrachte. Doch auch in den eigenen Reihen fand die Initiative der JDL Zentrum nicht nur Anhänger, was die Meinungsvielfalt in liberalen Kreisen bestens unterstrich.

Auf dem Plan der Sektionen konnte man unter anderem die Gründung  der Sektion Wormeldingen vermeiden, eine Sektion welche in ihrem weiteren Verlauf noch des öfteren von sich reden tat. Gründungspräsident war Schmit Paul und sein Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: Leonce Altmann, Sekretärin; Carlo Wagner, Vizepräsident; Armand Sadler, Kassierer; Jos Altmann, Jean Mathes und Paul Thill, Mitglieder. Ein Diskussionsabend mit Weinbau und Landwirtschaftsminister Jean Hamilius am 27. September vor vollem Haus in Wormeldingen, war ein vorläufiger Höhepunkt der Aktivität dieser neuen  Sektion.

Die JDL der Sektion Mamer hatte am 26. Oktober zu einem Besuch der Firma Cerametal in Mamer eingeladen. Präsident Vic. Ewert konnte, wie üblich bei JDL Manifestationen, ein zahlreiches interessiertes Publikum durch die Hallen dieser dynamischen Firma führen.

1974 konnte die JDL ihr 1000tes Mitglied in der Person von Jos Stütz  aus Herborn im Ostbezirk feieren.

Zu einer Wasserballschlacht artete das traditionnelle Fußballturnier der JDL Regionen aus. Gewonnen wurde das Turnier vom Bezirk Norden, welcher, wen wundert’s, mit den widrigen Witterungsverhältnissen am besten vertraut schien.

Im Dezember wurde mit dem Besuch des Agro-Center in Mersch die lntormationsaktivität der JDL Sektionen und Regionen abgerundet.

Zum Jahresende fand mit dem außergewöhnlichen Kongreß des  “Cercle des Etudiants Libéraux” am 30. Dezember die letzte Organisation statt, welche die JDL berührte.

Der CEL, unter Präsident Sylvain Wagner und Generalsekretärin Zita Weber, kritisierte die Art und Weise wie das Passageexamen von den neuen sozialistischen Herren im Unterrichtsministerium abgeschafft  wurde. Man sprach sich desweiteren für politische Lehrlächer in postprimären Unterricht aus und forderte eine Neuordnung der Subsidienpolitik für Uni-Studenten. Letzteres Thema stand auch im Mittelpunkt der  JDL Aktivitäten, wo doch Henri Grethen und Henri Roemer in Demo 80 eine Lanze für eine Reform dieses ewigen Streitobjekts brachen.